schlafen als Patient im Pflegebett – 3 Wochen Selbstversuch

Wie schläft man in einem Pflegebett? Gibt es Vor- und Nachteile zu einem normalen Bett? Viele Eindrücke hierzu konnte ich während einiger Wochen Selbstversuch sammeln.

Normalerweise befassen wir uns nur mit der Prüfung, Wartung und Reparatur von Pflegebetten. Doch wie fühlt sich ein Pflegebett aus Sicht des Patienten an?
Denn neben der Technik ist es meinen Kollegen und mir sehr wichttig auch die Sicht der Pflege und der Patienten zu verstehen.
Durch Zufall bot sich mir die Chance einen längeren Selbstversuch zu starten.
Auf eine Knieverletzung folgte eine geplante und ambulante OP Anfang April 2017. Was lag näher als sich selbst zum Test ein Pflegebett ins Zimmer zu stellen? Immerhin sind wir
bei unseren Kunden inzwischen für viele hundert Pflegebetten und Klinikbetten verantwortlich. Schon lange interessiert es mich als Techniker, die Betten aus der Perspektive des Patienten zu erleben. Gesagt, getan! Aus unserem Bestand an Leihbetten
wählte ich ein gut erhaltenes Pflegebett Völker 3080 aus. Dabei handelt es sich um ein elektrisches Pflegebett mit zahlreichen Verstellmöglichkeiten. Von unseren Prüfungen und Reparaturen am Pflegebett waren mir die Betten gut bekannt.
Ein paar Tage vor der OP bereiteten wir das Pflegebett sauber auf und machten es sowohl technisch als auch hygienisch startklar für den Selbstversuch.

Am 4. April war es soweit. Nun unterzog ich mich der geplanten Knie-OP. Sowohl OP als auch Narkose sind gut verlaufen. Noch etwas benebelt wurde ich von meiner Frau nach Hause gebracht und ich nutzte den restlichen Tag um mich im Pflegebett auszuruhen.
Schon in den ersten Minuten war ich froh, das Fußteil anheben zu können da nach der OP eine heftige Bewegungsblockade im Knie bestand.

Nun kam die erste Nacht: Es blieb mir aufgrund der Schmerzen und Einschränkungen keine andere Wahl als stur auf dem Rücken zu schlafen. Trotz Schmerzmitteln war an Schlaf in der ersten Nacht kaum zu denken. Doch durch die Verstellmöglichkeiten
des Pflegebettes konnte zumindest Rücken und Knie gelegentlich gelagert werden. Auch am nächsten Tag war wenig Aussicht auf Bewegung. Und so musste ich brav auf dem Rücken liegen bleiben.
Meine Partnerin versorge mich mit Essen und Trinken und der Grundpflege. Auch die zweite Nacht war wenig erholsam. In der dritten Nacht schließlich hatte ich den Eindruck jede Naht von Schlafanzug und Bettlaken einzeln im Rücken zu spüren.
Aber immer wieder reichten wenige Grad Verstellung der Rücken- und Fußteile aus um etwas Entspannung zu schaffen.
In einem normalen Bett wäre ich vermutlich wahnsinnig geworden. Ich musste mir also eingestehen, dass spätestens jetzt der Selbstversuch zu einem bitteren Ernst geworden ist.
Bei der Wundkontrolle durch meinen Operateur konnte er mir gute Nachrichten übergeben: Die operierten Bereich und Wunden sind frei von Entzündung und entwickeln sich im Soll.
Der Rest der Woche brachte leider wenig Erholung und ich versuchte durch minimale Lageänderungen Linderung zu erreichen.
Es wurde mir klar, dass weder Mobilisation noch Bewegung in einem normalen Bett so möglich gewesen wären wie in meinem Pflegebett.
Mein Pflegebett brachte mir hier erhebliche Vorteile.
Wenngleich ich die Matratze doch besser nochmal austauschen hätte sollen. Durch die Biegung und die Komfortliegefläche wurde mir deutlich, dass eine mehrere Jahre alte Matratze sich doch einliegt und sich leichter durchdrückt.
Nun verstehe ich auch die hohe Sensibilität von Patienten und Heimbewohnern gegenüber deren Matratzen.

Tortz wochenlanger Vorbereitung und Kraftaufbau der Muskulatur vor der OP war der Oberschenkel deutlich sichtbar geschrumpft. Die Eigenbeweglichkeit des Knies war bei fast 0.
Dazu kam noch ein kleiner Infekt aus einer Erkältung der mir Kraft nahm.
Die erste Physio-Einheit machte mir klar, was in den letzten Tagen an Abbau passiert war.
Schockierend fand ich die Aussage meiner Physiokraft, dass eine Woche Liegedauer danach vier Wochen Wiederaufbau erfordert.
Jeden Morgen versuchte ich mit kleinen Trainings den Muskelabbau aufzuhalten.
Um trotz fehlender Kraft etwas Bewegung ins Knie zu bringen nutzte ich den Hub des Fußteils als Ersatz für eine provisorische Bewegungsschiene.
Trotzdem verlor ich auch in der zweiten Woche weiter Muskelmasse und stieß trotz aktiver Trainignsmaßnahmen auf wenig Begeisterung in der Krankengymnastik über meine restliche Beweglichkeit.
In der zweiten Woche wurde mein Zustand etwas besser. Schrittweise konnte ich mich Winkelgrad für Winkelgrad weiter drehen und somit meinen Schlaf langsam verbessern.
Aufsetzen und mobilisieren war durch die Höhenverstellungen des Pflegebettes komfortabel möglich und half mir trotz Einschränkungen und Schmerzen ganz erheblich den Tag erträglich zu gestalten.
Nun folgte in mir ein kleines, menthales Tief über den Leistungsstand und den langsamen Fortschritt.
Aber wie wäre es in einem normalen Bett gewesen? Hier hätte ich noch weniger gegen den Abbau machen können…
Mein Respekt gilt allen Patienten, die wochen- oder monatelang auf ein Pflegebett angewiesen sind und zäh gegen langfristige Zustände arbeiten müssen.
Sich hierbei selbst zu motivieren und am Ball zu bleiben ist harte Arbeit. Auch bei einer vermeintlichen „kleinen“, ambulanten Routine-OP am Kniegelenk.
Nach wenigen Tagen stellte sich der Erfolg dann doch ein. Auf jedes Tief folgt ein Hoch.
Ab Mitte der zweiten Woche war zu beobachten, dass ich das Fußteil immer weiter ablassen konnte und auch das Rückenteil immer seltener verstellen musste.
Statt dessen nutzte ich zunehmend meine eigene Kraft und den Kompletthub um mich aus dem Bett „zu schwingen“ und um die Beinmuskulator zu trainieren – soweit eben möglich.
Jeden Tag war ein winziger Fortschritt sichtbar.
Überraschend konnte mir mein Operateur Ende der zweiten Woche sämtliche Fäden ziehen und gab mir die Belastung von 20kg auf meinen Fuß frei.
Ich war begeistert und wieder motiviert. Tortzdem war ich weiter für die nächtliche Hilfe durch mein Pflegebett dankbar.
Sei es bei der Höhenverstellung um besser ein- und auszusteigen oder um doch mal die Füße nach Bewegung komfortabel hochzulegen oder um mich zu lagern.
Ab der dritten Woche waren die Fortschritte auch von außen gut sichtbar.
Mein Coach bei der KG puschte mich an die Grenzen, korrigierte Fehlhaltungen und leitete mich weiter zu Eigenübungen an.
Zum ersten mal konnte ich wieder 500m auf Gehhilfen laufen – langsam und konzentriert.
Für Woche vier stellte mir mein Arzt die schrittweise Vollbelastung in Aussicht.

Fazit: Ein Pflegebett war die richtige Entscheidung für meine ambulante Knie-OP.
Was von außen erst belächelt wurde stellte sich schnell als sehr große Hilfe im Alltag dar.
Hier war ich für jede Erleichterung und Verbesserung durch die Möglichkeiten im Pflegebett dankbar.
Es ist erschreckend faszinierend, wie schnell das Pflegebett zum Zentrum des eigenes Lebens wird und jede Kleinigkeit zählt.
Nur wenige Grad an Verstellung können Rücken und Fuß deutlich entlasten. Auch die Überführung in die Mobilisation lässt sich viel besser darstellen als in einem normalen Bett.
Viele Kleinigkeiten machen einem das Leben durch ein Pflegebett leichter. Seien es die seitlichen Griffe als Mobilisationshilfe oder die Verstellmöglichkeiten um den Körper zu unterstützen.
Ich bin sogar der Meinung, dass das Pflegebett neben der hervorragenden Arbeit meines Arztes und der spitzen Leistung der Krankengymnastik meine Heilung und Mobilisation stark beschleunigt haben.
Meine Zeit von der Kreuzband-OP bis zur Rückführung in die Vollbelastung: knapp 5 Wochen
Danach endete mein Selbstversuch im Pflegebett und der Kraftaufbau wird über die nächsten Monate fortgesetzt.

Künftig werde ich die Prüfung und Wartung der Pflegebetten bei unseren Kunden und deren Patienten und Bewohnern mit einem neuen Blick sehen.